“Oh, schöne Welt!” Franz Kaiser Retrospektive 12.04.24 – 20.09.24
Ein Hamburger Maler – verfemt, vergessen, wiederentdeckt
Die GALERIE1565 freut sich, die außergewöhnliche, humorvolle und gesellschaftskritische Kunst von Franz Kaiser präsentieren zu dürfen. Die Themen, die diesen streitbaren Künstler und Freigeist in der Zeit zwischen 1920 und 1970 beschäftigten, wirken auffallend aktuell in unserer Gegenwart.
Diese spannende Retrospektive über FranzKa, wie er selbst sich nannte, erstellen wir in Zusammenarbeit mit dem Sammler Herrn Dr. Jürgen Winzer und der Kunsthistorikerin Frau. Dr. Maike Bruhns, die sich insbesondere mit den verfemten Künstlern des Nationalsozialismus beschäftigt und in ihre Kunstsammlung einige Werke Franz Kaisers aufgenommen hat. Diese werden zukünftig in der „Parabel“, dem von Frau Dr. Bruhns im Herbst öffnenden Privatmuseum in Hamburg Ohlsdorf zu sehen sein.
Franz Kaiser (1888-1971), studierter Architekt, war ein vielseitiger Hamburger Maler und Bildhauer, Philanthrop und Antifaschist mit einer ungewöhnlichen Biografie. Als kritisch kommentierender Zeitgenosse erlebte er zwei Weltkriege, die bewegten zwanziger Jahre und die NS-Zeit, geprägt von Vertreibung, Verhören durch die SS in der Stadthausbrücke, mehrfache Flucht und Zwangsarbeit. In den Nachkriegsjahren nach 1945 entstand FranzKas Hauptwerk.
Seine künstlerische Vielfalt präsentiert sich in Malerei, Collagen, Zeichnungen, Skulpturen, Keramik- und Holz-Arbeiten sowie Textilien. In einigen Sparten entwickelte er spezifische Techniken, um seine Ideen zu vertiefen, z.B. eine Brandtechnik für Collagen. Schon zu Lebzeiten fanden seine Werke interessierte Sammler, die wohl Bekanntesten waren Helmut und Loki Schmidt. Kaisers umfangreiches Werk wurde nach seinem Tod von Dr. Jürgen Winzer in Hamburg bewahrt, der ihm als Freund und Arzt nahestand.
Der seit 2017 aktive Freundeskreis Franz Kaiser setzt sich dafür ein, den heute vergessenen Künstler und sein großes Werk, das über 1500 Arbeiten umfasst, an die Öffentlichkeit zu bringen und zu würdigen. Im Zuge dieser Arbeit hat auch die Hamburger Kunsthalle im Jahre 2018, 2 Werke von Kaiser als Wiedergutmachung erworben, nachdem im Rahmen der „entartete Kunst Aktion“ 1937, das im Besitz der Kunsthalle befindliche Bild „die Afrikanerin“ entfernt und zerstört wurde. Das große künstlerische Werk von über 1500 Arbeiten entstand autodidaktisch. Neben Mengen an Zeichnungen entstand im Selbststudium ein reiches malerisches Oeuvre. Das Hauptwerk ist gegenständlich und zeigt einen teils politischen, teils humanistischen Stil.
Eine Zusammenstellung von ca. 70 Werken, von denen einige Exponate zum Verkauf angeboten werden und diverse Skulpturen werden in der Galerie1565 zu sehen sein, dazu einige noch existierende Videos vom Künstler.
Im Zwiegespräch von Frau Dr. Maike Bruhns und Dr. Winzer möchten wir den Gästen der Vernissage einen lebendigen Eindruck des Künstlers vermitteln und dessen Werk in die Gegenwart transportieren.
Der Titel der Ausstellung „Oh schöne Welt!“ spiegelt die Ähnlichkeit der Themen in der damaligen und heutigen Zeit mit eindrucksvoller Deutlichkeit und lädt ein, sich auf die Zeitreise zu Franz Kaisers Leben einzulassen.